APORIA:DESIDIA EP
Es sind zwei Begriffe, die für mich untrennbar miteinander verbunden sind.
'Aporia' kommt von der Aporie, diesem Gefühl der Ausweglosigkeit. Es ist aber keine Ausweglosigkeit, weil es keine Optionen gäbe – ganz im Gegenteil. Es ist eine Lähmung, die durch ein Zuviel entsteht: ein Zuviel an Informationen, ein Zuviel an Möglichkeiten, ein Zuviel an Lebenswegen, die man einschlagen könnte. Man wird von außen so dermaßen bombardiert, dass man starr wird. Man könnte so unglaublich viel machen, dass man am Ende nicht weiß, was man überhaupt machen soll.
Und genau da setzt der zweite Teil an: 'Desidia'.
'Desidia' bedeutet im Grunde Untätigkeit oder Faulheit. Aber es ist für mich nicht die klassische Faulheit, die aus Bequemlichkeit entsteht. Es ist eine erzwungene Untätigkeit, eine direkte Konsequenz aus der 'Aporia'. Es ist die Lähmung, die eintritt, weil die schiere Menge an Optionen erdrückend ist.
Dazu kommt dieser massive Anspruch, den viele von uns haben: Wenn man etwas macht, dann will man es auf einem absoluten Top-Level tun. Man will alles perfekt machen.
Das führt zu diesem absurden Paradox: Man hat den Willen, alles zu geben, aber weil man nicht weiß, wo man bei den tausend Möglichkeiten anfangen soll, um diesem Anspruch gerecht zu werden, macht man am Ende... gar nichts. Man verfällt in diese 'Desidia'.
Ich beschreibe das immer gern mit diesem Bild: Man macht lieber 100 verschiedene Sachen zu 1%, anstatt sich auf eine Sache zu 100% zu konzentrieren.
Und das Ergebnis ist dieses ständige, zermürbende Gefühl, dass man nicht vorankommt. Man tritt auf der Stelle, weil es physisch und mental unmöglich ist, 100 verschiedene Dinge gleichzeitig auf 100% zu meistern.
Dieses Gefühl des ständigen Misserfolgs, obwohl man eigentlich die ganze Zeit etwas tut, führt dann unweigerlich zu einer gewissen Stumpfheit. Man verliert den Blick für das, was ist. Man sieht die Dinge nicht mehr dafür, was sie sind, sondern nur noch dafür, wie sie irgendwann mal werden sollen. Durch diese Fokussierung auf ein unerreichbares 'Endziel' bei all den verschiedenen Wegen nimmt man das Hier und Jetzt überhaupt nicht mehr wahr. Man ist gelähmt, gehetzt und stumpf zugleich.
Diese Zerrissenheit zwischen 'alles wollen' und 'nichts tun' – diese moderne Paralyse – das ist der Kern, um den sich 'Aporia:Desidia' dreht."